Das Erste Buch der Schwerter by Fred Saberhagen

Das Erste Buch der Schwerter by Fred Saberhagen

Autor:Fred Saberhagen
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cross Cult
veröffentlicht: 2017-11-15T00:00:00+00:00


9.

Nestor, der in zwei Minuten zwei krachende Schläge gegen den Kopf erhalten hatte, verlor das Bewusstsein, aber nicht für lange. Als er wieder zu sich kam, sah er, dass er einen oder zwei Meter über der Oberfläche einer nebelverhangenen Marsch dahingetragen wurde. Noch immer wurde sein Körper wehrlos gegen die Brust eines fliegenden Drachen von ungeheurer Spannweite gedrückt. Seine linke Schulter und der Oberarm waren von quälenden Schmerzen erfüllt, wenngleich das Tier seinen eisernen Griff inzwischen verlagert hatte und ihn nicht mehr am verwundeten Arm gepackt hielt.

Er rechnete damit, dass der Drache ihn jeden Augenblick fallen ließ. Ein erwachsener Mann war für jedes Geschöpf, das auf natürliche Weise und nicht durch Magie flog, eine schwere Last – noch vor fünf Minuten hätte er gesagt, eine zu schwere Last. Solange ihn sein Peiniger in den Klauen hielt, konnte er nur langsam und mit großer Mühe an Höhe gewinnen, so viel stand fest. Der Nebel am Boden war jetzt so dicht, dass er Erde und Wasser einhüllte, aber die Wipfel der Bäume ragten vor ihnen aus den Schwaden und der Flugdrache kurvte zwischen ihnen hindurch. Sosehr die mächtigen Schwingen sich auch mühten, er vermochte sich nicht über die Bäume zu erheben.

Zunächst hatte Nestor geglaubt, das Untier würde ihn fallen lassen, aber schon im nächsten Augenblick befürchtete er, es würde es nicht tun. Als sie dann, den spürbaren Schwierigkeiten zum Trotz, dennoch an Höhe gewannen, bekam er wieder Angst, es könnte es doch tun. Aber was auch geschehen würde, er schien kaum etwas dagegen unternehmen zu können. Beide Arme waren an seinen Körper und gegen die Schuppen des Drachen gepresst. Den Kopf konnte er drehen, und wenn er ihn nach rechts wandte, sah er den Griff des Schwertes und die Hälfte der Klinge, die noch immer zwischen den rauen Schuppen am Gelenk zwischen dem Körper und dem linken Bein des Tieres steckte. Ein Rinnsal schillernden Blutes sickerte aus der Wunde. Wenn Nestor seinen rechten Arm hätte bewegen können, hätte er den Griff vielleicht zu erreichen versucht. Andererseits hätte er es womöglich auch bleibenlassen, denn sie stiegen jetzt doch in immer größere Höhen empor.

Die gewaltigen Schwingen schlugen majestätisch und langsam siegten sie im Kampf um die Höhe. Trotz der Farbe des Blutes, trotz der Schuppen und allem anderen begann sich Nestor mit schwindligem Kopf zu fragen, ob es überhaupt ein Drache war, was ihn da in seinen Klauen trug. Nachdem er sie jahrelang gejagt hatte, hatte er jede einzelne Unterart zu kennen geglaubt … und Drachenstecher hatte sich nie zu töten geweigert, wenn er einmal gegen eine dieser Bestien erhoben worden war. Handelte es sich hier vielleicht um eine Kreuzung, zu einem besonderen Zweck im Privatzoo eines Potentaten gezüchtet?

Aber im Zusammenhang mit dem Schwert war da etwas, an das er sich hätte erinnern müssen … Doch so benommen, wie Nestor war, so erfüllt vom Schmerz in seiner Schulter und vom Entsetzen über seine Situation, war er außerstande, sinnvoll, klar und folgerichtig zu denken. Dieses Ding kann mich nicht wirklich tragen, dachte er immer wieder, und dauernd rechnete er damit, losgelassen zu werden.



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